Literaturtourismus ist eine Form des Kulturtourismus, die sich mit Orten und Ereignissen aus literarischen Texten und dem Leben ihrer Autoren befasst. Mitunter wird Literaturtourismus auch als „Literatourismus“ bezeichnet. Dieses Kofferwort ist eine Verschmelzung der Wörter „Literatur“ und „Tourismus“.
Dazu kann der Besuch bestimmter Orte gehören, die mit einem Roman oder einem Schriftsteller in Verbindung gebracht werden, z. B. das Haus oder die Grabstätte eines Schriftstellers, der Besuch von Routen, die von einer fiktiven Figur zurückgelegt wurden, der Besuch von Orten, die in Gedichten erwähnt werden, sowie der Besuch von Museen, die bestimmten Schriftstellern, Werken, regionalen Literaturen und literarischen Gattungen gewidmet sind.
Die größten literarischen Tourismusrouten Deutschlands sind die "Siegfriedstraße", die "Nibelungenstraße" die "Deutsche Märchenstraße", der "Rheinische Sagenweg", die "Schwäbische Dichterstraße" sowie die die "Europäische Goethe-Straße".
Merkmale
Einige Wissenschaftler betrachten den Literaturtourismus als eine zeitgenössische Form des weltlichen Pilgerns. Es gibt auch Fernwanderwege, die mit Schriftstellern in Verbindung gebracht werden, wie z. B. der Thomas-Hardy-Weg.
Literaturtouristen interessieren sich vor allem dafür, wie Orte das Schreiben beeinflusst haben und wie das Schreiben gleichzeitig Orte geschaffen hat. Um ein Literaturtourist zu werden, muss man nur Bücher lieben und neugierig sein; es gibt aber auch Literaturführer, Literaturkarten und Literaturtouren, die einem auf dem Weg helfen. Es gibt auch viele Museen, die mit Schriftstellern in Verbindung stehen, und diese sind in der Regel in Gebäuden untergebracht, die mit der Geburt oder dem literarischen Werdegang eines Schriftstellers in Verbindung stehen, z. B. in seinem Haus.
In Orten oder Gegenden („Literaturlandschaften“ oder „literarische Topographien“), die eine Häufung literaturgeschichtlich bedeutsamer Stätten aufweisen , arbeiten Tourismusorganisationen oft „literarische Spaziergänge“, „Dichter-Spaziergänge“ oder „literarische Wanderwege“ („Literatouren“) aus, die Interessenten zu diesen Stätten führen sollen (z. B. Goethe(wander)weg, Schillerroute).
Zielorte
Bei literarischen Reisen suchen Bibliophile Leser die Orte und Stätten auf, die mit dem Leben und Werk eines Schriftstellers in Verbindung stehen. Bei den Örtlichkeiten handelt es sich meist um
- Geburts-, Wohn-, Ferien- oder Sterbehäuser und Gräber von Schriftstellern
- Schulen und andere Ausbildungsstätten, die von Schriftstellern besucht wurden
- Reise- und Wanderrouten von Schriftstellern
- reale Schauplätze von Begebenheiten in den Werken der Schriftsteller (Beispiel: Die Strudlhofstiege in Wien, in deren Umkreis Heimito von Doderers Roman Die Strudlhofstiege oder Melzer und die Tiefe der Jahre (1951) spielt)
- Stellen, die Schriftsteller nachweislich oder mutmaßlich zu fiktiven Örtlichkeiten in ihren Werken angeregt haben (Beispiel: Die einstige Bachmann-Mühle (heute: „Wilhelm-Busch-Mühle“) in Ebergötzen (Niedersachsen), die Wilhelm Busch als Vorbild für die Mühle im siebten Streich seiner Bildergeschichte Max und Moritz (1864) nahm)
- Räumlichkeiten, in denen sich eine literarische Gruppe gegründet, getroffen oder aufgelöst hat (Beispiel: Das Haus am Bannwaldsee bei Schwangau (Landkreis Ostallgäu), in dem sich 1947 erstmals der Literaturzirkel „Gruppe 47“ zusammenfand)
Tourismusliteratur
Während sich der literarische Tourismus meist auf berühmte Werke konzentriert, werden modernere Werke, die speziell zur Förderung des Tourismus geschrieben wurden, als Tourismusliteratur bezeichnet. Moderne Tourismusromane können Reiseführer enthalten, die den Lesern zeigen, wie sie die realen Orte in den fiktiven Geschichten besuchen können. Mit den jüngsten technologischen Fortschritten im Verlagswesen können digitale Tourismusromane es den literarischen Touristen sogar ermöglichen, direkten Links zu touristischen Websites zu folgen, die mit der Geschichte in Verbindung stehen. Dies ist auf neuen E-Book-Readern wie dem Kindle, iPad, iPhone, Smartphones, Tablets und normalen Desktop- und Laptop-Computern möglich. Diese Links innerhalb der Geschichte ermöglichen es den Lesern, sich sofort über die realen Orte zu informieren, ohne selbst im Internet suchen zu müssen.
Buchhandelstourismus
Neben dem Besuch von Autoren- und Buchstandorten betreiben Literaturtouristen häufig auch Buchhandelstourismus, indem sie in den örtlichen Buchhandlungen nach Titeln suchen, die sich speziell auf die Standorte beziehen, aber auch nach anderen regionalen Büchern und Autoren.